Lagerabend

Hoch zu Ross Ferienfeiern

215 Mädchen und Jungen aus Heek genießen die Ferien bei der Stadtranderhlung der KAB. Ein Höhepunkt jedes Jahr: der bunte Lagerabend für die ganze Bevölkerung. Auch dieses Mal feierten viele Hundert - die Mädchen a liebsten im Pferdesattel.von( Sylvia Lüttich-Gür, MZ)


Keine Zeit, mit Mamas Freundinnen zu reden. Kaum einen Blick für Papa und die Nachbarn. Und auch wenn das Fleisch auf dem Grill und die frisch frittierten Pommes noch so verführerisch duften: Lisa und zig andere Mädchen sowie auch einige Jungen rennen eilig weiter – zu den Ponys vor der Kreuzschule: die gelassen im Kreis trottenden Stars des Lagerabends der KAB-Stadtranderholung am Dienstag.

Beate Gausling lächelt. Diese Begeisterung für die Vierbeiner kennt sie nur zu gut: aus den Vorjahren, als sie auch schon mit ihren Ponys vom elterlichen Hof Ostendorf am großen Fest der Ferienmaßnahme teilnahm – und aus ihrer eigenen Kindheit.

„Bis 1997 habe ich auch immer an der Stadtranderholung teilgenommen“, erzählt die junge Frau, während sie Lisa auf eines der fünf Pferde hilft: „Bei Drei hebe ich dich und du zieht gleichzeitig.“ Eins, zwei, drei – schon sitzt die Grundschülerin im Sattel und strahlt über das ganze Gesicht. So ähnlich wie Beate Gausling vor gar nicht so langer Zeit wohl auch. „Ich fand die Ferienmaßnahme immer ganz toll“, bestätigt sie. Weniger wegen der Tiere, die sie ja zuhause das ganze Jahr um sich hatte. „Aber jeden Tag etwas anderes zu unternehmen und mit so vielen Kindern zusammensein zu können: Das war das Besondere.“

Und ist es noch immer. Daran besteht für Annika, Lisanne und die 213 anderen Kinder aus der Dinkelgemeinde, die dieses Mal bei der Stadtranderholung mitmachen, kein Zweifel. „Am besten war der Ausflug nach Fort Fun im Sauerland“, meint Annika. Ihre Freundin nickt erst zustimmend und schüttelt dann doch den Kopf: „Eigentlich alles“, korrigiert die Siebenjährige.

Die beiden haben sich – Ponys hin, Ponys her – unter die Hunderte von Erwachsenen gemischt, die sich auf dem Innenhof der Schule tummeln. Ein grünes Zeltdach lässt vergessen, dass dunkle Wolken mit dem nächsten Gewitter drohen.

Zwischen den umlagerten Getränke- und Imbissständen wiegt Sandra Kernebeck in den schmissigen Rhythmen des Spielmannszug. Auf dem Arm hält sie eine der jüngsten Gäste des Lagerabends: Laine, ihr neun Monate altes Töchterchen. Etwas muss die Kleine mit dem kunterbunten Mützchen noch warten, dann wird sie auch an der KAB-Stadtranderholung teilnehmen. Das steht für seine Mutter schon heute fest – nicht nur weil die Stimmung unter den Gästen aller Generationen an diesem Abend so gut ist: „Ich war selbst früher immer dabei“, erzählt die junge Frau, „bis etwa 1994 als Teilnehmerin und später auch als Betreuerin“. Einlmal KAB-Stadtranderholung, immer KAB-Stadtranderholung – das gelte so auch heute noch für die meisten in Heek.

Und in Nienborg, wie de Theresia Böcker betont. Ihre Tochter ist bereits elf und zum wiederholten Mal dabei – auch, um frühere Freundinnen aus der Nienborger Grundschulzeit wiederzutreffen. Das Ferienangebot das KAB Heek seit 33 Jahren macht, sei so attraktiv, dass es längst auch Familien aus dem anderen Ortsteil anziehe. Nicht nur Pferdeliebe kennt keine Grenzen.
 

33. Stadtranderholung vor dem Start

Paletten mit Marmelade stapeln sich neben denen mit Nuss-Nougat-Creme, Zelte und Pavillons, Kochtöpfe, Pfannen, Ausrüstung und Gegenstände aller Art müssen ausgeräumt, sortiert, transportiert und zur späteren Lagerstadt gebracht werden – bei der KAB St. Josef sieht es zurzeit aus wie in einem Schnäppchenmarkt und geht es zu wie in einem Taubenschlag, denn: Zum Ferienbeginn am Samstag startet sie, die 33. Stadtranderholung für 215 Kinder der Gemeinde.
Der „harte Kern“ des KAB-Organisationsteams hat sich wieder zusammengefunden, um (vor-)letzte Details zu besprechen, während die praktischen Vorbereitungen in die „heiße Phase“ gehen. Es sind Petra Rengers, Thomas Lammers, Christian Hilbring, André Leonhardt, der KAB-Vorsitzende Klaus Dertmann und Robert Haverkotte, der bereits seit 22 Jahren aktiv mit dabei und eigentlich bereits „in Rente“ ist – aber das Mitorganisieren lässt er sich halt nicht nehmen.

Und zu organisieren gibt es eine Menge, und das fast das ganze Jahr über: „Bereits im Oktober geht es los, da müssen die Anträge auf Zuschüsse gestellt werden“, erklärt Lammers, dass die ganze Sache natürlich nur mit einer gesicherten Finanzierung machbar ist. Im Januar dann wird es Zeit, sich Gedanken zu machen, welche Fahrten mit ins Programm sollen, und Angebote einzuholen – sowohl bei den Busunternehmen als auch von den Parks.
In diesem Jahr geht es nach Fort Fun, in den Duisburger Zoo und zum Aaseebad nach Ibbenbüren. „Unser Ziel ist immer, fünf Busse zu füllen, dann lassen sich die fixen Kosten günstiger umlegen“, weiß Haverkotte aus Erfahrung – aus diesem Grund erklärt sich auch die „krumme Zahl“ von 215 Kindern, die teilnehmen dürfen.

Viele jüngere Betreuer
Dann kommen die Betreuer und Helfer ins Spiel, ohne die es natürlich gar nicht geht: Jeweils 35 von ihnen werden praktisch als „Mädchen für alles“ für einen möglichst reibungslosen Ablauf sorgen. „Wir fragen schon Anfang des Jahres ab, welche Betreuer zur Verfügung stehen“, sagt Dertmann. „Diesmal war es etwas schwieriger, weil wir inzwischen viele jüngere Betreuer haben, die zum Teil noch in der Ausbildung sind und nicht unbedingt frei bekommen“, ergänzt Lammers.
Bei den Helfern ist das offenbar kein Problem, denn vor allem aus dem Umfeld der KAB-Familien stehen immer ausreichend Kräfte zur Verfügung, viele davon schon langjährig – „das beweist den großen Rückhalt unserer Aktionen in der Bevölkerung“, so Haverkotte, und gelte auch für viele andere Beteiligte: von den Hausmeistern der Schulen, Bernhard Hinkers und Josef Mensing, die immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, über Musikverein und Spielmannszug, Feuerwehr und Polizei bis hin zum Bauhof der Gemeinde.
Die große Akzeptanz zeigt sich aber auch noch anders: „Wir gehen immer die Geschäftsleute rund, um Sponsoren und Spenden zu akquirieren“, sagt Dertmann. Und Lammers: „Tatsächlich brauchen wir jeden Cent, dann sind wir auch weiterhin in der Lage, die Teilnehmerbeiträge vor allem für die Geschwisterkinder klein zu halten.“ Denn: „Schließlich sollen alle an der Ferienmaßnahme teilnehmen können, auch kinderreiche Familien“, so Hilbring.
Im April/Mai ist dann der große Anmeldetag, der immer für einen Riesenandrang sorgt. Der Anmeldung folgt eine große Betreuerversammlung, um alles zu besprechen, zu organisieren, einzuweisen und die Leute auf die Busse zu verteilen, wobei immer auf eine gute Altersmischung geachtet werde – dann wird es langsam ernst, denn der Ferienbeginn rückt näher.

Kochfrauen die Stützen
„Alles steht und fällt mit den Kochfrauen, sie sind die wahren Stützen des Lagers, managen alles, erstellen die Arbeits-, Essens- und Einkaufspläne, sind von 6 Uhr morgens bis abends eigentlich permanent da“, zollt das Orga-Team uneingeschränktes Lob. Was zum Schluss bleibt, ist das große Aufräumen.
„Nach dem Ende versuchen wir dann tatsächlich, wieder Ordnung in das Chaos zu bringen“, erklärt Lammers. Das ganze Aufräumen, Säubern und Zurückbringen der Sachen nimmt noch einmal drei Tage in Anspruch. Trotzdem freuen sich alle schon wieder auf das nächste Mal – nicht nur für die Kinder ist die Stadtranderholung offenbar das Größte… (MZ Manfred Elfering)